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Alevitischer Religionsunterricht startet an Imsts Schulen (RS, 28.10.2014)

Die Einführung des Alevitischen Religionsunterrichts ist auch für weiterführende Schulen konkret in Aussicht genommen.

Neben der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich ist seit Mai 2013 auch die Islamische Alevitische Glaubengemeinschaft (kurz: ALEVI) eine in Österreich anerkannte Religionsgemeinschaft. Weltweit haben die Aleviten nur in Österreich diesen Status (gesamtstaatlich) inne.

Von Peter Bundschuh / Rundschau / 28.10.2014 / Link

HUMANISTISCHES WELT- UND MENSCHENBILD

Das Christentum präsentiert sich vielfältig, bis hin zur Zersplitterung, über das jüdische Selbstverständnis ließe sich Ähnliches sagen, warum sollte es dann der dritten monotheistischen Religion gelingen, Geschlossenheit zu präsentieren? Dem ist ganz und gar nicht so.

Für die Glaubensrichtung der ALEVI fasst der Imster Religionslehrer im Interview mit der RUNDSCHAU zusammen wie folgt – angemerkt sei, dass im vorgegebenem Rahmen nur eine Darstellung in groben Zügen erfolgen kann: „Wir Aleviten bilden eine eigenständige Glaubensgemeinschaft innerhalb des Islam. Geprägt ist unsere religiöse Überzeugung durch ein eigenständiges Koranverständnis und eine starke Verbundenheit zur Prophetenfamilie (Ehlibeyt). Das Amt des ,Dede‘, also dem hohen Geistlichen, ist den Nachkommen aus der Familie des Propheten Mohammed vorbehalten. Zu unseren Glaubensgrundlagen gehört aber genauso die Anerkennung sämtlicher Menschen als gleichrangig in der Schöpfung Gottes. Dies bestimmt auch das Verhältnis zwischen Frauen und Männern, jungen und alten Menschen.

Der Gottesdienst (Cem) wird nicht in Moscheen, sondern im Versammlungshaus (Cemevi) abgehalten. Den Zeremonien geht eine Befragung der Gemeinde (Versöhnung = Rizalik) voraus, diese dient der Konfliktlösung – denn nur unter der Bedingung sozialen Friedens können die Glaubensrituale der Alevitengemeinschaft beginnen. Diese Befragung der Anwesenden und die Schlichtung etwaiger Unstimmigkeiten eröffnet auch jede Einheit des Religionsunterrichts.“  

DER UNTERRICHT

Die politisch Verantwortlichen schufen zwar die Möglichkeit, alevitischen Glauben an öffentlichen Schulen zu lehren, für den Pflichtschulbereich der Bezirkshauptmannschaft Imst gelang die entsprechende Umsetzung unter Federführung und beachtlichem Engagement von Schulinspektor Mag. Thomas Eiterer. In Imst erhalten derzeit 55 PflichtschülerInnen im Alter zwischen sechs und vierzehn Jahren deutschsprachig-alevitischen Glaubensunterricht. Die Religionslehrer der Aleviten werden seitens der religiösen Würdenträger, durch die Gemeinde selbst und durch akademisch ausgebildete Religionspädagogen ihres Glaubens ausgebildet. Das Einverständnis des zuständigen „Dede“ Hüseyin Aksoy (Boro Dede) ist Voraussetzung der Lehrbefugnis.  

VERFOLGT UND UNTERDRÜCKT

Die Geschichte der Aleviten ist über weiteste Strecken bestimmt durch Ausgrenzung bis hin zu grausamer Verfolgung durch andere islamische Glaubensrichtungen bis zum Ende des osmanischen Reiches. Noch heute ist die zahlenmäßig sehr starke Gruppe dieses Bekenntnisses (etwa zwanzig Prozent allein in der der türkischen Bevölkerung) aber auch am Balkan und in den türkmenischen Ländern vertreten, in der Türkei religiös nicht anerkannt, verfolgt und unterdrückt. „Dem Staat Österreich sind wir dankbar, hier haben wir eine Heimat gefunden“, betont Denis Dogan. „Rechtsordnung und das Wertsystem unserer neuen Heimat erkennen wir nicht nur an, sondern unterstützen diese nach Kräften.“

Mehr zum Alevitischen Unterricht in Imst erfährt man bei Denis Dogan: Mobil: 06648401166,
E-Mail: denis.dogan@aleviten.atwww.aleviten.at

Foto: Rundschau – Bundschuh

Nachdem die gesetzlichen Grundlagen dafür geschaffen waren, machte sich Bezirksschulinspektor Eiterer umgehend an die Verwirklichung des Alevitischen Religionsunterrichts an Imster Pflichtschulen. Denis Dogan unterrichtet derzeit 55 lernwillige und religiös interessierte junge AlevitInnen. Die Einführung des Alevitischen Religionsunterrichts ist auch für weiterführende Schulen konkret in Aussicht genommen. Denis Dogan und Mag. Thomas Eiterer (v.l.).